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Gehaltsabrechnung verstehen: Fehler finden & Geld sparen

2025-10-30

Sie bekommen Ihr Gehalt überwiesen – und wundern sich, warum rund 40 % vom Bruttolohn fehlen? In den meisten Fällen ist das ganz normal. Doch manchmal schleichen sich Fehler ein, und Sie verschenken Geld, ohne es zu merken. Deshalb lohnt es sich, die eigene Gehaltsabrechnung regelmäßig zu prüfen. Wir zeigen Ihnen, wie Sie Ihren Gehaltszettel Zeile für Zeile verstehen. 

Das Wichtigste auf einen Blick: 
👉Verstehen spart Geld: Wer seine Gehalts- oder Lohnabrechnung Zeile für Zeile nachvollzieht, erkennt Fehler bei Steuerklasse, Überstunden oder Urlaub und kann zu viel gezahltes Geld zurückfordern. 
👉 Regelmäßig prüfen lohnt sich: Vergleichen Sie Ihre Abrechnung jeden Monat, nutzen Sie einen Brutto-Netto-Rechner und reagieren Sie sofort auf Abweichungen – so vermeiden Sie unnötige Verluste. 
👉Achtung bei Minijobs: Seit 2025 liegt die Minijob-Grenze bei 556 Euro pro Monat. Wer darüber verdient, muss Sozialabgaben zahlen. Achten Sie daher darauf, dass Ihr Einkommen korrekt berechnet und die passende Abgabenhöhe berücksichtig wird. 

Lohnabrechnung vs. Gehaltsabrechnung – Wo liegt der Unterschied? 

Viele verwenden beide Begriffe synonym, doch es gibt einen feinen, aber wichtigen Unterschied: 

  • Gehaltsabrechnung: Sie erhalten ein festes Monatsgehalt, unabhängig davon, wie viele Stunden Sie tatsächlich gearbeitet haben. Ob Sie mal ein paar Minuten länger bleiben im Büro oder einen Tag frei nehmen – Ihr Gehalt bleibt gleich. 

  • Lohnabrechnung: Hier wird minutengenau abgerechnet. Jede geleistete Arbeitsstunde zählt – ebenso Überstunden oder Schichtzuschläge. Sie fließen direkt in die Abrechnung ein. 

Warum ist das wichtig? Weil beide Abrechnungen auf den ersten Blick ähnlich aussehen, aber kleine Unterschiede bei Abzügen, Zuschlägen oder Urlaubstagen große Auswirkungen auf Ihr Netto haben können. Wer weiß, welche Art von Abrechnung man bekommt, erkennt Unstimmigkeiten schneller. 

Tipp: Egal ob Lohn oder Gehalt – es lohnt sich immer, die Entgeltabrechnung aufmerksam zu prüfen. 

Brutto vs. Netto – Warum 40 % fehlen? 

Auf Ihrer Gehaltsabrechnung stehen zwei Zahlen, die oft für Verwirrung sorgen: Brutto und Netto. 

  • Bruttolohn ist das Gehalt, das im Arbeitsvertrag vereinbart wurde – also die Summe vom Arbeitgeber, vor Abzug von Steuern und Sozialabgaben. 

  • Nettolohn ist der Betrag, der nach Abzug von Steuern und Abgaben tatsächlich auf Ihrem Konto landet.

Warum ist der Unterschied so groß? Rund 40 % des Gehalts gehen im Durchschnitt für Steuern und Sozialabgaben drauf. Im Detail heißt das: Von Ihrem Bruttogehalt werden in der Regel folgende Abgaben abgezogen: 

  • Lohnsteuer (je nach Steuerklasse, es gibt Steuerklasse 1 bis 6) 

  • Solidaritätszuschlag (nur bei zu versteuerndem Einkommen über 73.000 €) 

  • Kirchensteuer (optional) 

  • Beiträge zur Kranken-, Renten-, Arbeitslosen- und Pflegeversicherung 

Ein einfaches Beispiel: Von 3.000 Euro brutto bleiben nach allen Abzügen rund 1.800  Euro netto übrig. Klingt viel, ist aber ganz normal. Der genaue Betrag hängt von Ihrer Steuerklasse, Kinderfreibeträgen und sogar dem Bundesland ab.

Tipp

Ein Brutto-Netto-Rechner hilft schnell, die eigene Situation realistisch einzuschätzen. So erkennen Sie auch, ob Ihre Abrechnung korrekt ist.

Gehaltsabrechnung verstehen – Zeile für Zeile 

Jetzt wird’s konkret: Ihre Gehalts- oder Lohnabrechnung wirkt auf den ersten Blick oft wie ein Buch mit sieben Siegeln. Aber wenn Sie die einzelnen Zeilen kennen, verliert sie ihren Schrecken. 

1. Persönliche Daten und Abrechnungszeitraum 
Hier finden Sie Ihren Namen, Ihre Personalnummer sowie den Monat und Zeitraum, für den abgerechnet wird. Prüfen Sie, ob alles korrekt ist – schon kleine Fehler können bei Urlaub oder Überstunden zu Problemen führen. 

2. Brutto-Bezüge 
Hier geht’s es um Ihr vereinbartes Grundgehalt - also den Betrag vor Abzug von Steuern und Sozialabgaben. In dieser Zeile finden Sie auch Zuschläge (z. B. für Nacht- oder Feiertagsarbeit), Überstunden, Prämien oder Sonderzahlungen.  

3. Steuern und Sozialabgaben
In diesem Abschnitt sind alle Abzüge abgeführt, die von Ihrem Bruttogehalt abgezogen werden – also Steuern und Beiträge zur Sozialversicherung.  

Steuern:  

  • Lohnsteuer: abhängig von Ihrer Steuerklasse 

  • Solidaritätszuschlag: nur für sehr hohe Einkommen relevant 

  • Kirchensteuer: nur, wenn Sie Mitglied einer Kirche sind 

Sozialabgaben: 

  • Krankenversicherung 

  • Rentenversicherung 

  • Arbeitslosenversicherung 

  • Pflegeversicherung

4. Netto-Bezüge / Netto-Abzüge 
In dieser Zeile finden Sie zusätzliche Posten, die Ihren Nettolohnt beeinflussen – positiv oder negativ. Das können zum Beispiel Vorschüsse und Firmendarlehen sein. Auch freiwillige Beiträge zur privaten Kranken- und Pflegeversicherung werden hier aufgeführt. 

5. Auszahlungsbetrag 
Das ist der Betrag, der tatsächlich auf Ihrem Konto landet. Fall dieser niedriger ist erwartet, lohnt es sich, die vorherigen Angaben noch einmal genau zu prüfen. 

6. Abkürzungen  
In der Fußzeile Ihrer Abrechnung finden Sie die Erklärungen zu allen Abkürzungen, die im Dokument verwendet werden.

Tipp

Vergleichen Sie Ihre Abrechnung jeden Monat mit dem Gehalt, das in Ihrem Arbeitsvertrag steht. So erkennen Sie Fehler schnell und können zu viel gezahlte Steuern oder unrechtmäßige Abzüge zurückfordern. 

Abkürzungen auf einer Gehaltsabrechnung verstehen  

Auf Ihrer Gehaltsabrechnung begegnen Ihnen zahlreiche Kürzel, die zunächst verwirrend wirken können. Hier ein Überblick über die gängigsten:  

  • Brutto – Bruttogehalt (der vereinbarte Lohn vor Abzügen) 

  • Netto – Der Betrag, der nach allen Abzügen auf Ihrem Konto landet  

  • E – Einmalbezug (z. B. Weihnachts- oder Urlaubsgeld) 

  • LSt – Lohnsteuer 

  • GB – Gesamtbrutto 

  • J – Bestandteil des Gesamtbruttos 

  • L – Laufender Bezug (regelmäßige Zahlungen des Arbeitgebers) 

  • StKl – Steuerklasse 

  • SolZ – Solidaritätszuschlag 

  • KiSt – Kirchensteuer  

  • KK – Krankenkasse 

  • SV – Sozialversicherung 

  • KV – Krankenversicherung  

  • RV – Rentenversicherung  

  • AV – Arbeitslosenversicherung 

  • PV – Pflegeversicherung  

  • ÜSt – Überstundenvergütung  

  • Zuschl. – Zuschläge (z. B. für Nacht- oder Feiertagsarbeit) 

  • Ki.Frbtr. – Kinderfreibetrag 

  • SV-Beitrag AG/AN – Sozialversicherungsbeiträge Arbeitgeber / Arbeitnehmeranteil  

Häufige Fehler auf Lohnabrechnungen entlarven

Viele Fehler passieren unbemerkt – und können Sie monatlich viel Geld kosten. Wer die häufigsten Stolperfallen kennt, kann schnell gegensteuern. 

1. Falsche Steuerklasse 
Eine unpassende Steuerklasse kann Sie bis zu 300 Euro im Monat kosten. Prüfen Sie regelmäßig, ob Ihre Steuerklasse noch zu Ihrer Lebenssituation passt – zum Beispiel nach Heirat, Geburt eines Kindes oder wenn Sie sich getrennt haben. 

2. Überstunden und Urlaubstage 
Überstunden werden oft falsch berechnet oder gar nicht erfasst. Das Gleiche gilt für Urlaubstage: Werden diese nicht korrekt eingetragen, verlieren Sie Geld oder Erholungszeit. Kontrollieren Sie daher monatlich, ob Ihre Stunden und Urlaubstage stimmen. 

3. Minijobs und Verdienstgrenze 
Seit 2025 liegt die Verdienstgrenze für Minijobs bei 556 Euro pro Monat. Wer diese Grenze überschreitet, muss regulär Sozialabgaben zahlen. Bei rund 4,9 Millionen Minijobbern ist das ein häufiger Stolperstein. Prüfen Sie also genau, ob für Sie der richtige Prozentsatz für Kranken- und Rentenversicherung berechnet wurde, und ob Beiträge zur Arbeitslosen- und zur Pflegeversicherung entfallen, wie es bei geringfügigen Beschäftigungen üblich ist. 

4. Abzüge für freiwillige Leistungen 
Beiträge für vermögenswirksame Leistungen, betriebliche Altersvorsorge oder Zusatzversicherungen werden manchmal ohne Rückfrage abgezogen. Stellen Sie sicher, dass Sie diesen Abzügen zugestimmt haben. 

5. Rechenfehler auf der Abrechnung 
Auch bei der Berechnung selbst können Fehler passieren – etwa durch falsche Stundenwerte, Rundungsfehler oder Tippfehler. Ein kurzer Abgleich mit Ihrem Vertrag und Ihren eigenen Aufzeichnungen kann Ihnen mehrere hundert Euro im Jahr sparen. 

Tipp: Führen Sie ein kleines Kontrollblatt: Brutto, Netto, Überstunden, Urlaub, Abzüge. So erkennen Sie Fehler schneller und können zu viel gezahltes Geld zurückfordern. 

Gehaltszettel prüfen und bei Fehlern Geld zurückfordern 

Wenn Sie Ihre Gehaltsabrechnung verstehen, ist der nächste Schritt: prüfen, ob alles stimmt – und bei Bedarf zu viel gezahlte Beträge zurückfordern. 

1. Abgleich mit Vertrag und eigenen Aufzeichnungen 
Vergleichen Sie Bruttolohn, Stunden, Überstunden, Urlaubstage und Zuschläge mit Ihrem Arbeitsvertrag und Ihren persönlichen Aufzeichnungen. 

2. Brutto-Netto-Rechner nutzen 
Ein Brutto-Netto-Rechner zeigt schnell, ob Ihre Steuerklasse und Abzüge korrekt angewendet wurden – und ob Lohnsteuer, Solidaritätszuschlag oder Sozialabgaben zu hoch sind. 

3. Differenzen dokumentieren 
Notieren Sie alle Abweichungen genau: Datum, betroffene Zeile, berechneter Betrag vs. tatsächlich gezahlter Betrag. Screenshots oder Ausdrucke helfen später bei der Rückforderung. 

4. Kontakt mit dem Lohnbüro oder Arbeitgeber aufnehmen 
Viele Fehler lassen sich schnell klären, vor allem, wenn Sie sachlich und freundlich darauf hinweisen. In vielen Fällen bekommen Sie zu viel gezahlte Beträge noch im selben Monat zurück. 

5. Fristen beachten 
Abrechnungsfehler können in der Regel bis zu drei Jahre rückwirkend geltend gemacht werden. Deshalb gilt: Lieber früh prüfen als zu spät! 

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